See- und Bergpanorama, Schilf am Ufer und kleine Boote an verschlafenen Stegen: In dieser idyllischen Umgebung am Tegernsee diskutiert Irmgard Langley-Poole mit Managern, wo sie in ihrer Laufbahn hinwollen, sei es, weil es mal stockt, sie sich in einer Krise fühlen oder verändern wollen oder müssen. Ganz frisch noch ist ihre Existenzgründung. Seit dem 1. Oktober gibt es ihr Unternehmen. Coaching bedeutet bei der Diplom-Kauffrau: Laufbahnreflexion und Talentmanagement für Führungskräfte. Insbesondere in der Bankenlandschaft sucht sie ihre Kunden. Und bietet den Chefs von Filialen und Abteilungen mit „Walk + Talk am Tegernsee“ neben anderen Dienstleistungen auch Coaching in der Natur, jenseits von Bürosesseln und Konferenzräumen.
Eine Idee, die Langley-Poole schon lange entwickelt: Seit neun Monaten schreibt die ehemalige Filialleiterin einer Bank und Abteilungsführungskraft in der Finanzbranche an ihrer Idee. Schon aufgrund ihrer eigenen Vita betrachtete sie ihre Bank für ihre eigenen Geschäfte nie alsGegner. „Das sind Experten, von deren Verbesserungsvorschlägen die eigene Existenzgründung nur profitieren kann“, sagt sie. „Ich habe noch viele Anregungen für meine Existenzgründung erhalten.“
Damit hat Langley-Poole gleich am Anfang vieles richtig gemacht. „Zunächst sollten Existenzgründer wissen, welche Position zum Gründungsvorhaben die Bank einnimmt“, rät Konrad Zipperlen, Bereichsleiter für Starthilfe und Unternehmensförderung der IHK München: „Offenheit ist hier sehr wichtig. Nichts ist schädlicher, als Negatives erst später nachzureichen.“
Gründer muss ein überzeugendes Konzept präsentieren
Wenn beispielsweise der negative Schufa-Eintrag verschwiegen wird, dann hat der Gründer schlechte Karten.Auch Existenzgründer, die unvorbereitet und fordernd in das Gespräch gehen, haben keine Chance auf Erfolg. Denn die Bank ist verpflichtet, Risiken abzuwägen. Und schon der Dispo-Kredit, der als Festangestellter beinahe ein Automatismus ist, ist für Existenzgründer keine Selbstverständlichkeit. Der Gründer muss schon für diesen Kreditrahmen ein überzeugendes Konzept präsentieren.
Ein Businessplan mit Investitions- und Rentabilitätsvorschau ist eine wichtige Unterlage für das Gespräch mit dem Bankberater. „Ein Gründer sollte dann in der Lage sein, seine Idee selbstsicher und überzeugt zu präsentieren“, sagt Zipperlen. „Nur wer selbst überzeugt ist, überzeugt auch die Bank. Die Bank ist dabei Geschäftspartner, man selbst also auch kein Bittsteller.“ Die persönliche Kreditwürdigkeit ist für die Bank einfach ein sehr wichtiger Faktor für ihre Entscheidung.
Irmgard Langley-Poole wollte keinen Kredit, sondern nur ein separates Geschäftskonto ohne Überziehungsrahmen eröffnen. Sie hat sich dazu an ihre Hausbank gewendet und hier auch günstige Konditionen erhalten. Die Hausbank kennt die eigene Verdiensthistorie, kann deshalb auch die persönliche Kreditwürdigkeit besser einschätzen – und wird sich deshalb eher zur Eröffnung eines Geschäftskontos oder Einräumung eines Überziehungsrahmens bereiterklären.
Da der direkte Draht zur Bank wichtig ist, spielen die Konditionen sowieso eine geringere Rolle als beim Privatkonto. Wichtige Faktoren sind hingegen die örtliche Nähe, der persönliche Kontakt und eine gute Beratung : Der Bankberater nahm sich für das Gespräch etwa zwei Stunden Zeit, stellte kritische Fragen zum Beispiel zur Gewinnung ihrer Kunden. Langley-Poole konnte ihre Ideen ausführlich schildern. Auch so war der Ablauf unproblematisch: Telefonische Terminvereinbarung, eine Woche später dann das Gespräch. Und die Maestro-Karte (früher: EC-Karte) war schon eine Woche später im Briefkasten.
IHK-Berater Zipperlen rät, auch nach der Kontoeröffnung den Kontakt zur Bank zu halten. Langley-Poole schrieb so an ihren Bankberater mit dem neuen Briefpapier, wies auf ihre frisch gestaltete Website hin – „und ich habe dann nebenbei noch Werbung für meine Dienstleistung gemacht“, sagt sie.
„Probleme frühzeitig ansprechen und nicht nur Probleme, sondern auch gute Neuigkeiten mitteilen“, lobt Zipperlen, „ist ein guter Weg, den Kontakt zum Bankberater zu halten.“
Wenn dann der Manager einer Bankfiliale beim Spaziergang am Tegernsee den Walberg besteigt oder die Hütte mit der Jause besucht, dann arbeitet er in entspannender Atmosphäre an wichtigen Themen. „Alte Denkmuster werden durchbrochen, verborgene Stärken und Talente wiederentdeckt“, hofft Langley-Poole. Auch für sie selbst gilt das: Wirtschaftspsychologie und Coaching ist ihre Leidenschaft. Der Beginn einer selbstständigen Existenz ein wichtiger Umbruch in ihrem Leben, bei dem die Geschäftsbank eine wichtige Rolle spielt.
Dieser Artikel direkt bei Wiwo.de Für WirtschaftsWoche.de hat Jörg Stroisch im Redaktionsdienst gearbeitet – und verfasst verschiedene Wirtschaftsartikel.