Quelle: canva.com

Reisen nicht vergessen - mit diesem Motto motiviert Bastian Beyer Urlauber zu persönlichen Reisetipps auf seinem Internetportal triplib.de. Seit Anfang Juni ist die Website am Start, eine Gründungsidee im Zeichen von Community und "Web 2.0.".

Wie aus Reisetratsch ein Internet-Unternehmen wurde

Reisen nicht vergessen - mit diesem Motto motiviert Bastian Beyer Urlauber zu persönlichen Reisetipps auf seinem Internetportal triplib.de. Seit Anfang Juni ist die Website am Start, eine Gründungsidee im Zeichen von Community und "Web 2.0.".

Auf der Online-Landkarte von „Anna8“ steckt nur eine einzige Fahne. Mitten im Herzen Afrikas, in Uganda. „Im Osten von Uganda befinden sich auf dem Mount Elgon die Sipi Falls, drei Wasserfälle. Der Reisende sollte unbedingt ein Päckchen Kaffee vom Mount Elgon mitnehmen – der ist sehr lecker“, beschreibt sie ihren Reisetipp auf triplib.de.

Urlauber geben anderen Urlaubern Tipps: Die Website gleicht einer Ansammlung von Reisetagebüchern. Triplib-Mitglieder können in Reiseberichten schmökern und erhalten dort Tipps für Sehenswürdigkeiten, Bars oder Übernachtungsmöglichkeiten. Fotos aus der ganzen Welt finden sie auf den Seiten anderer Reisender. Auf einer interaktiven Weltkarte sind alle bereisten Länder der Autoren markiert.

Bastian Beyer ist Gründer von triplib.de. Der 33-Jährige arbeitete vor seiner Existenzgründung zwei Jahre lang als Marketing-Manager bei Yahoo. „Ich habe sehr lange überlegt, ob ich mich überhaupt selbstständig machen soll“, so Beyer. „Später habe ich es dann aus dem Bauchgefühl heraus entschieden, denn ich wollte etwas für mich selbst machen.“ Ein Urlaub in Thailand vor zwei Jahren gab den Anstoß. Auf der abgelegenen Insel Ko Yao Noi, die man nur mit einem Fischerboot erreicht, saßen er und ein Freund gerade beim Abendessen am Strand. Bei einer Tom Yum Goong-Suppe, dem Nationalgericht Thailands, überlegten die beiden, wie sie die Erfahrungen ihrer Reise dokumentieren können. Und da kam ihnen die Idee zu triplib.de.

Von der Idee zur Umsetzung

Doch mit einer guten Idee allein lässt sich kein Gewinn erzielen. Auf dem Weg in die Selbstständigkeit hatte Bastian Beyer einige Hürden zu überwinden. Nach einer ausführlichen Wettbewerbsanalyse erstellte er einen über 50 Seiten langen Businessplan. Vier Monate lang saß er an der Marktanalyse und dem Geschäftsmodell. Er plante zusammen mit drei Steuerberatern für die nächsten drei Jahre und entschied sich, eine GmbH zu gründen. „Es war mir wichtig, dass die Leute Vertrauen in mein Portal haben und eine GmbH ist eine sehr seriöse Rechtsform“, so Beyer. „Immerhin ist es mit einem gewissen Aufwand verbunden, einen Reisebericht online zu stellen und mit der GmbH wollte ich den Nutzern ein gutes Gefühl geben.“ Er legte den Businessplan seiner Bank vor, um ein Darlehen in Höhe von 25.000 Euro zu beantragen. Bayer war sich sicher, mit seinem ausführlichen Businessplan alles richtig gemacht zu haben – doch der Bankberater lehnte den Kredit letztendlich ab. „Wenn sie einen reichen Vater hätten, dann würde ich ihnen den Kredit geben“, war die ernüchternde Antwort des Bankberaters, der den Kredit letztendlich ablehnte.

Doch Bastian Beyer gab nicht auf : und erhielt ungewöhnliche Unterstützung. Seine elf Fußballkollegen, einige von ihnen selbst in Internet-Firmen und in der Finanzwirtschaft beschäftigt, legten zusammen. „Und das nur, weil ich mal beim Kicken von meiner Gründungsidee erzählte“, so Beyer. Zwischen Fußballrasen und Umkleidekabine diskutierten sie die Idee und gaben dann das Startkapital. Die elf Freunde unterstützen ihn aber auch in Marketing, Buchführung und Controlling.

Websites gehen eigentlich nie pünktlich online: Bei triplib.de dauerte es zehn Monate länger als geplant. „Gerade im Online-bereich sollte man sich am Anfang auf die Kernfunktionen beschränken und dann darauf aufbauen“, rät so Beyer anderen Internet-Gründern. „Die Fehlersuche hat mich sehr viel Zeit gekostet.“

Beyers Geduld zahlte sich aus: Seine Ursprungsideen konnte er fast komplett umsetzten. Manche Features, die die Seite noch interessanter machen sollen, werden allerdings erst zukünftig realisiert. So plant Bastian Beyer beispielsweise eine automatische Benachrichtigung per Mail für Freunde, sobald ein neuer Reisebericht geschrieben oder neue Fotos hochgeladen werden.

In der Aufbauphase von triplib.de arbeitete Beyer sieben Tage pro Woche und bis zu zehn Stunden am Tag. Neben seinem Portal arbeitet er außerdem im Onlinebereich für große Unternehmen wie E-Plus oder Lufthansa, um gerade in der schwierigen Anfangsphase der Gründung ein zweites finanzielles Standbein zu haben. Doch sobald triplib.de genug Gewinn erzielt, will sich Beyer nur noch seinem Reiseportal widmen. In einem Gemeinschaftsbüro in München bastelt er an seinem Portal. Hier sitzt er nicht alleine. „Es ist immer gut Leute um sich zu haben, mit denen man sich austauschen kann“, so Beyer. Er spart dadurch Kosten und bündelt Kapazitäten.

triplib.de möchte sich mit Werbung finanzieren, das ist ambitioniert. Die Einnahmen erzielt das Portal aus zielgerichteter Bannerwerbung und Kooperationen mit Reiseanbietern. So werden Reiseanbieter künftig für triplib.de nicht nur auf ihrer Website werben, sondern Urlauber persönlich darauf verweisen, ihre Reiseerfahrungen auf Beyers Website zu dokumentieren. Auch durch Suchmaschinenoptimierung und Gewinnspiele will triplib.de mehr Nutzer auf seine Seite locken.

Innerhalb der ersten drei Monate haben schon 4.500 Menschen die Website genutzt. „Anna8“ hat noch weitere Artikel über Afrika verfasst. „Wir sind mit einem Guide in einem geliehenen Geländewagen auf die Suche nach Tieren gegangen. Nach einer Weile haben wir abgesehen von den unzähligen Gazellen und Warzenschweinen, die aber für Touristen nicht aufregend genug sind, Elefanten, Nilpferde, Krokodile und als ganz besonderes Highlight auch einen Leoparden gesehen“, berichtet sie über eine Safari im Queen Elisabeth Nationalpark im Westen von Uganda. Und sie hat auch schon einige Leser gefunden: Der Tipp mit dem leckeren Kaffee aus Uganda wurde bereits 177 Mal gelesen.

Dieser Artikel direkt bei Wiwo.de Für WirtschaftsWoche.de hat Jörg Stroisch im Redaktionsdienst gearbeitet – und verfasst verschiedene Wirtschaftsartikel.